1955/56 - Planung neuer Betriebsstandort „Kottingbrunn“ (NÖ)

 

 

 

 

 

Im selben Jahr machte man sich auch Gedanken darüber, die Produktionsstätten auszubauen oder überhaupt an einen anderen Ort zu verlegen.

 

Nach Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht bot sich unter anderem auch das Gelände eines ehemaligen Rüstungsbetriebes in Kottingbrunn, Niederösterreich, an. Der damalige Staatssekretär Dr. Hermann Withalm war von dieser Idee sehr angetan und versprach, sich in dieser Sache für die Halleiner Firma einzusetzen.

 

Auch der offizielle Firmenname wurde in diesem Jahr neuerlich verändert. Nachdem Maximilian Königer 1952 ausgetreten war, hieß die Firma „Halleiner Motorenwerke – Hinterberger, Schreitl & Co.“

 

Ein interessantes Ereignis des Jahres 1955 wäre an dieser Stelle noch zu erwähnen. Kurz nach dem Erscheinen der neuen Modelle der Frühjahrsmesse wurde noch ein weiteres Fahrzeug in das Programm aufgenommen. Es trug die Bezeichnung “HMW 50 SH“ – „Sport“. Da es bereits ein Modell „Sport“ gab, war der Buchstabe „H“ in der neuen Bezeichnung wieder  einmal ein Stiller Hinweis auf den Ursprung der Konstruktion und stand schlicht und einfach für „Hallein“.

 

Das Modell „HMW 50 S“  war ja – wie bereits erwähnt – eine Konstruktion der Firma „AGRATI“. Das Modell „50 SH“ glich in der Grundkonzeption dem Modell „50 SL“, war jedoch nicht mit den diversen Verkleidungen am Scheinwerfer, am Motor und an der Antriebskette ausgestattet.

 

Die Frühjahrsmesse 1956 brachte keine wesentlichen Neuerungen. Es wurden sogar einige Modelle wieder aus dem Programm genommen, so zum Beispiel das Leichtmotorrad „HMW 75 LM“ – „Wiesel“. Dieses Fahrzeug hatte sich für den Soziusbetrieb als zu schwach erwiesen und sprach wegen seiner überbetonten Sportlichkeit und einem eher unauffälligen Erscheinungsbild nur eine kleine Käufergruppe an. Ebenfalls nicht mehr in Programm waren das Modell „VM 40“ – „Volksmoped“, die ehemalige Foxinette „FM 41 S“ und das Modell „50 T“ – „Transport“.

 

Letzteres war eine sehr eigenwillige Konstruktion. Dieses Fahrzeug hatte vorne nur ein 20 x 2 Zoll- Rad, über welchem ein voluminöser Lastentragkorb montiert war. Eine Fahrt mit dem vollgefüllten Tragkorb glich eher einem Balanceakt als einer normalen Fortbewegung.

 

Der Ausdruck „kopflastig“ war in diesem Fall mehr als zutreffend. Auch der bewährte Fuchsmotor „FM 40“ als Fahrradanbaumotor sprach kaum mehr größere Käufergruppen an. Man konnte sich eben in dieser Zeit steigender Konjunktur schon etwas pompösere Fahrzeuge leisten als den kleinen Hilfsmotor am Fahrrad.

 

In diesem Jahr wurden auch die bereits erwähnten Pläne für eine Übersiedlung von Hallein nach Kottingbrunn konkreter. Erste Vorarbeiten auf dem durch Kriegseinwirkung zerstörten Gelände wurden in Angriff genommen. Die Bereitstellung von Mitteln aus dem Wiederaufbaufonds war so gut wie gesichert. Auch Wohnanlagen in unmittelbarer Nähe des Betriebsgeländes waren für die Halleiner Belegschaft in Planung. Der Großteil des Personals wohnte naturgemäß im Umkreis des Halleiner Werkes und war von der geplanten Übersiedelung in ein hunderte Kilometer entferntes Gebiet nicht sehr begeistert.

 

Zu dieser Zeit betrug der Personalstand immerhin ca. 1600 Personen und war damit einer der höchsten der  ganzen Firmengeschichte. Zur Jahresmitte 1956 verließ bereits der 200.000ste Motor das Werk. Trotzdem konnte die Produktion die steigende Nachfrage kaum decken.

 

Im Zuge einer mehrere Tage dauernden Non-Stopp-Fahrt über österreichischen Alpenpässe konnte die Halleiner Fahrermannschaft fast sämtlich Gold- und Silbermedaillen für sich verbuchen.